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Studie: Nieten in Nadelstreifen?

Fragt man Führungskräfte, so sind 97 Prozent von ihnen der Meinung, dass sie gute Chefs sind. Fragt man die Mitarbeiter ergibt sich ein ganz anderes Bild.

Die klaffende Lücke zwischen Fremd- und Selbstbild in den Chefetagen belegen jedes Jahr wieder die Zahlen der Gallup Engagement Index Studie.

Seit mehr als fünfzehn Jahren wird hier die erlebte Führungsqualität in Deutschland untersucht. Und das Ergebnis überrascht auch diesmal nicht wirklich:

Zwei von drei Beschäftigten hatten im Laufe ihres Arbeitslebens mindestens einmal einen schlechten Chef. Jeder fünfte hat im Laufe der letzten zwölf Monate sogar daran gedacht, wegen seines direkten Vorgesetzten zu kündigen. Und nur 20 Prozent fühlen sich durch die Führung, die sie im Job erleben, zu hervorragender Arbeit motiviert.

Offensichtlich überschätzt sich die Führungsmannschaft grandios. Das Problem: Wer meint alles richtig zu mache, reflektiert nicht, ist nicht achtsam und fährt den Karren dann auch voller Zuversicht gegen die Wand.

Doch die Studie zeigt auch, dass sich das ändern lässt. Denn Führungsqualität kann man wissenschaftlich analysieren, messen und ihren Erfolg recht genau vorhersagen. Nämlich dann, wenn man den Grad der emotionalen Mitarbeiterbindung zugrunde legt. Diese sorgt nachweislich für mehr Motivation, Leistungsbereitschaft und sogar Freude an der Arbeit! Sie hat auch entscheidenden Einfluss auf Faktoren wie Fluktuation, Fehlzeiten und Produktivität.

Die Kehrseite: Aus engagierten und motivierten Mitarbeitern werden Verweigerer, wenn ihre emotionalen Bedürfnisse über einen längeren Zeitraum ignoriert werden und sie nicht als Individuum, sondern lediglich als Arbeitskaft - oder schlimmer noch als Mitarbeiterkapazität - gesehen werden.

Da stimmt es doch nachdenklich, wenn sich insgesamt nur 14 Prozent der Arbeitnehmer regelmäßig mit ihrer Führungskraft austauschen. Nur jeder zweite Mitarbeiter hat im letzten Jahr überhaupt ein Gespräch über seine Leistung geführt.

Kann gute Führung gelingenen, ohne dass man die individuellen Stärken und Schwächen seiner Mitarbeiter - und von sich selbst - kennt? Ich glaube nicht.

Nur wenn Vorgesetzte die Stärken ihrer Mitarbeiter kennen, können sie sie auch dort einsetzen, wo sie am produktivsten sind.

Man beachte: Für die emotionale Bindung ist die Möglichkeit, das zu tun, was man am besten kann, fünfmal relevanter als das Gehalt. Trotzdem geben nur 37 Prozent der Mitarbeiter an, dass ihr Chef den Fokus auf ihre Stärken setzt.

Mein Fazit: Gute Führung ist eine wichtige und schwierige Aufgabe, die Zeit und Mühe erfordert. Ob man diese investieren will, ist in erster Linie eine Frage der Einstellung. Hier können Unternehmen ansetzen. Damit Chefs wissen was sie tun - und wie das, was sie tun, bei ihren Mitarbeitern ankommt.

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