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Vorsicht vor Welterklärern

Tritt der Vorstand zurück? Gibt es nächstes Jahr endlich wieder Erfolgsbonus? Helfen kostenlose Äpfel in der Kantine gegen Übergewicht?

Fragen über Fragen, die niemand aus der eigenen Firma seriös beantworten kann.

Kein Grund, nicht darüber zu sprechen! Denn: Je komplexer das Geschehen, desto größer das Bedürfnis von Menschen nach Einordnung und Deutung.

Die Deutungshoheit lag übrigens in früheren Zeiten bei den drei klassische Welterklärungsinstitutionen Kirche, Gewerkschaften und Parteien. Diese können aber naturgemäß keine Analysen in Echtzeit mit sofortigem Erkenntnisgewinn liefern.

Und in genau diese Marktlücke stoßen die Welterklärer, die angeblich die Zeichen der Zeit zu lesen imstande sind und aus wenigen Indizien den Zeitgeist (oder die künftigen Vorstandsbeschlüsse) entschlüsseln.

Ihr Ziel ist leider kein Erkenntnisgewinn, sondern reines Selbstmarketing.

Und auch wenn wir es nicht gerne zugeben – bei uns Zuschauern oder Zuhörern entsteht bei all den Welterklärungen manchmal das wohlige Gefühl, dass es Menschen gibt, die sich mit all den komplexen Themen auskennen und die zweifellos das Richtige tun werden.

Das kann man übrigens auch im Fernsehen beobachten. Sie müssen kein regelmäßiger Talkshowzuschauer sein um festzustellen, dass da bei bestimmten Themen immer die selben Leute sitzen. Redaktionen greifen nämlich gern zurück auf vertrautes Personal mit erprobten Positionen, fest gebucht für das jeweilige Thema.

Expertise schützt allerdings vor Irrtümern nicht. “Die letzte Stimme, die man hört, bevor die Welt explodiert” hat Peter Ustinov mal gelästert, “wird die Stimme eines Experten sein, der sagt: ‘das ist technisch unmöglich'”.

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